Dass das Altholzjahr 2021 in die Geschichte eingeht, ist zweifelsohne klar. Hatte die Branche mit Beginn der Pandemie im März 2020 noch deutlich kurzfristigere Auswirkungen beim Mengenaufkommen erwartet, erwischte es den Altholzmarkt speziell im 2. Halbjahr 2021 und damit erst ein Jahr später. Dass der Altholzmarkt sich stetig verändert und wandelt ist nichts Neues, jedoch bereiten die Geschwindigkeit und die Dynamik zum Teil Kopfzerbrechen.
Das erste Halbjahr 2021 verlief erstaunlich wenig turbulent. Das als kritisch bekannte Quartal eins wurde souverän gemeistert und man blickte optimistisch in das Frühjahr, zumal Ostern als Wendepunkt beim Mengenaufkommen gilt. Eine bessere Witterung, erste Kraftwerksstillstände sowie ein trockener Brennstoff sorgen in der Regel für ein stabiles Altholzaufkommen, teilweise sogar für einen deutlichen Mengenüberhang im Sommer. Dieses Jahr blieb der Mengenschub aus. Eine sehr stabile Nachfrage der Holzwerkstoffindustrie sorgte für stets aufgeräumte Aufbereitungsplätze. Relativ schnell wurde deutlich, dass Revisionen der Kraftwerke genutzt wurden, um das Lager am Kraftwerk wieder aufzufüllen, anstatt den Vorlieferant:innen die Mengen abzusagen.
Während sich die Höfe über die Sommerferien ebenfalls nicht mit Altholz füllten, hoffte man auf die Kehrtwende im Spätsommer. In der Vergangenheit sorgten auch hier Stillstände erneut für ein erhöhtes Mengenaufkommen. Doch 2021 war alles anders. Spätestens mit Beginn des vierten Quartals brachen die vorhandenen Mengen nochmals deutlich ein und die Preise bei stofflichen wie thermischen Verwertern stiegen stetig. Die Krux beim Altholz ist, dass durch höhere Verwertungspreise erfahrungsgemäß nicht mehr Altholz bei den Ersterzeuger:innen produziert wird. Ganz im Gegenteil. Man hat den Eindruck, dass das Bewusstsein für den Rohstoff Holz in diesem Jahr deutlich gestiegen ist. Aufgrund der Bauholzknappheit Mitte des Jahres überlegt sich bspw. der Zimmermann nun zwei Mal, was er mit seinen Holzabfällen macht. Der Entsorger steht hier zurzeit meist hinten an. Einzig von Vorteil für die Branche waren die günstig gelegenen Feiertage rund um Weihnachten und Neujahr. Die Logistikketten konnten stabiler aufrechterhalten werden als in anderen Jahren.
Nun steht also wieder das bekanntlich umkämpfte Quartal eins an und es wären genügend Gründe vorhanden, um schwarzzumalen. Doch mit diesen kurzfristigen Gedanken ins neue Jahr zu gehen wäre fatal. Die Marktteilnehmer:innen wissen um die Volatilität des Altholzmarktes. In der Vergangenheit hat sich bewiesen, dass der größte Fehler der ist, zu glauben, dass es immer so weitergeht. Unserer Auffassung nach sind die Faktoren zur Einschätzung des Marktes wesentlich vielschichtiger geworden. EEG, RED II, Strompreise, Im- und Exporte, Ausstieg aus der Kohle, Entwicklung der Spanplattenindustrie und neue Kraftwerksprojekte sind nur wenige von vielen wichtigen sowie komplexen Themen, die den Altholzmarkt entscheidend lenken werden.
Bei dieser Komplexität eine sichere Prognose zur Marktentwicklung zu wagen, wäre riskant. Vielmehr sorgen die vielen Faktoren bei uns in der Brüning Group für eine hohe Wachsamkeit, um frühzeitig die richtigen Weichen zu stellen. Für 2022 hat die Altholz-Unit ungeachtet dessen einen Ausbau auf 670.000 t vorgesehen, nachdem 2021 550.000 t Altholz gehandelt wurden.
Wir freuen uns jedenfalls auf das nächste verrückte Jahr beim Altholz, in dem ohnehin wieder alles anders kommt, als wir uns das heute ausmalen.